In entspannter Umgebung lernen

Zwölf Auszubildende aus Deutschland waren im Mai zu Besuch im dänischen Nykøbing Falster, wo sie für zwei Wochen in dänische Unternehmen hineinschnuppern konnten.

Während ihres Besuchs bekamen die Auszubildenden einen Rundgang durch die Berufsschule des Projektpartners CELF. Die Auszubildenden waren begeistert von der Schule und den Unterrichtsräumen. „Man kann deutlich sehen, dass man in Dänemark mehr in Bildung investiert, da alle Räume so gut ausgestattet sind und die Schüler:innen auf die wirkliche Welt vorbereiten“, sagte eine Auszubildende beim Besuch der Unterrichtsräume für die SHK-Ausbildung. Nach dem Rundgang durch die großen Werkstätten, wo die Schüler:innen die meiste Zeit verbringen, konnten sie die Arbeitsplätze der Projektabteilung der CELF besichtigten. Auch die Büroräume imponierten den Auszubildenden. „Es ist wie in einem Apple-Büro“, sagte einer der Teilnehmer:innen und berichtete, dass in seiner Berufsschule die Büroräume nicht so schön sind.

Nach dem Rundgang war Zeit, um in der Mensa zu sitzen und über die bisherigen Erfahrungen der Praktikanten in Dänemark zu sprechen. Alle waren erfreut darüber in Dänemark zu sein und sie konnten Unterschiede zwischen den Arbeitsweisen in beiden Ländern feststellen. „In Dänemark sind die Menschen offener und ich mache bereits Scherze mit den Kolleg:innen. Zu Hause in Deutschland hat das ein halbes Jahr gedauert“, erzählt ein Auszubildender, während ein anderer hinzufügt, dass die Dänen sehr entspannt sind. Die deutschen Praktikanten meinen, dass in Dänemark alles etwas zwangloser ist und nicht so viel Stress gemacht wird. Außerdem sind alle sehr freundlich. „In Deutschland arbeitet man gerne, um fertig zu werden. In Dänemark kann man auch bis zum nächsten Tag warten, weil man es ja trotzdem schafft.“ Und die Entspanntheit der Dänen trägt laut den deutschen Praktikanten zu einer guten Lernumgebung bei. Einige berichten, dass es sich viel besser in einer Umgebung lernt, in der die Kollegen nicht nur Stress und Deadlines im Blick haben. Hier gibt es auch Zeit, um Dinge ausführlich zu erklären.

Die dänische Arbeitsumgebung war das vorherrschende Thema des Gesprächs. „In Deutschland schaffen die Menschen eine Form von Distanz, die dazu beiträgt, dass man als Auszubildender mehr Zeit braucht, um ein gutes Verhältnis zu seinen Kollegen aufzubauen.“ Es wurde ergänzt, dass dies jedoch nicht für alle deutschen Unternehmen gilt. Auszubildende, die in kleinen Unternehmen lernen, merken oft nicht die gleiche Distanz. In Dänemark hat der Status häufig keinen Einfluss darauf, wie man miteinander spricht. Einer der Auszubildenden wurde sehr überrascht, als er von seinem Chef begrüßt wurde. „Mein Chef kam im Hawaii-Hemd und hieß mich willkommen, das würde mein deutscher Chef nie machen.“, sagte er und lachte.

Das alles zeigt, dass Hierarchie in Dänemark nicht die gleiche Bedeutung hat wie in Deutschland. Die Entspanntheit der Dänen konnten die deutschen Auszubildenden auch beim Thema Pause bemerken. Sie kennen es so, dass 30 Minuten Pause exakt 30 Minuten Pause sind und nicht mehr. In Dänemark geht es schon Mal, fünf Minuten länger sitzen zu bleiben.

Ein weiteres Thema waren dänische Spezialitäten, u. a. dänisches Brot. Ein deutscher Bäcker-Lehrling war sehr begeistert von den Rezepten, die er bei seinem Praktikumsbetrieb kennenlernte. Dabei waren auch Rezepte, die er mit nach Hause nimmt und gern umsetzen möchte, wenn er eines Tages sein eigenes Geschäft aufmacht.

Wenn die beiden Länder etwas voneinander lernen könnten, was wäre das? „Ich glaube wir können mehr von Euch lernen als ihr von uns“ meldet sich eine der deutschen Praktikanten zu Wort und die anderen geben ihr Recht. Alle wünschen sich mehr Gelassenheit im deutschen Arbeitsalltag, weil es sich besser lernt, wenn man dafür ausreichend Zeit hat.

Zum Schluss des Gesprächs berichteten einige der deutschen Praktikanten, dass sie sich gut vorstellen könnten, nach Dänemark zurückzukommen, um zu arbeiten. Generell finden sie es spannend, in einem anderen Land zu arbeiten und es macht sich auch auf dem Lebenslauf gut. „Es ist immer positiv, wenn man zeigen kann, dass man sich etwas traut und eine Herausforderung für die Arbeit sucht, aber auch sprachlich und persönlich.“ Ein Zimmerer, der auf einer Baustelle in Sundby sein Praktikum macht und an einer neuen Schule mitarbeitet erzählt außerdem: „Wenn ich das nächste Mal nach Dänemark mit meiner Familie komme, dann werden wir auch an der Schule vorbeifahren, um zu sehen, wie sie aussieht. Ich habe da einen kleinen Beitrag geleistet.“