Praktikum in 35 Metern Höhe

Hallo zusammen, ich bin Jill und mache eine Ausbildung als Elektronikerin für Betriebstechnik seit August 2021. Als ein sehr abenteuerlustiger Mensch hatte ich im Rahmen des Projekts „Region in Balance – RE-BAL“ über die IHK zu Lübeck und die Handwerkskammer Lübeck die Möglichkeit, ein Praktikum in einem dänischen Betrieb zu machen. Aus der Berufsschule kam der Aufruf zu diesem Projekt.

Mit elf weiteren Azubis aus unterschiedlichen Ausbildungsjahren und den verschiedensten Berufen ging es am 14. Mai 2022 los. Gegen 14.00 Uhr sind wir in Nykøbing Falster in der CELF, einer dänischen Berufsschule mit Schulinternat, angekommen. Dort haben wir Anne und Nina von der IHK und Handwerkskammer getroffen. Nach einen Besprechungsrunde ging es auch schon auf die Zimmer und wir konnten uns einrichten. Dazu gab es auch einen kleinen Rundgang auf dem Gelände. Für unseren Aufenthalt haben wir Fahrräder bekommen, die wir direkt zum Restaurant nutzen konnten, indem wir am Abend essen waren.

Am Sonntag, gegen 11.00 Uhr, haben wir uns in Gruppen mit dem Auto in das 55 Minuten entfernte Nakskov auf den Weg gemacht. Von dort aus sind wir mit dem ehemaligen Postboot zur Insel Enehøje gefahren. Das Postboot hat damals die Bewohner der Insel versorgt, heutzutage lebt dort niemand mehr und es ist eine sehr schöne kleine idyllische Insel. Man hat dort Ausblick auf Langeland. Danach haben wir uns noch kurz die Stadt angesehen. Der Hunger trieb uns wieder zurück nach Nykøbing F. in ein indisches Restaurant. Wir saßen alle an einem großen Tisch draußen und haben, ironischer Weise, ,,traditionell“ wie in Indien gegessen. In der CELF teilten sich dann die Wege und alle waren schon gespannt auf ihren ersten Arbeitstag in Dänemark.

Ich habe zehn Tage in dem Konzern REFA, welcher in viele Gebieten von Dänemark zu finden ist, im Wärmekraftwerk gearbeitet. REFA kümmert sich um die Müllverbrennung und produziert dabei Fernwärme und elektrische Energie. Dort wird der Abfall hingebracht und verbrannt. Der Generator versorgt die Stadt Nykøbing Falster mit ca. 450kW.

Tatsächlich konnte mein Vorgesetzter dort relativ gut Deutsch. Er hat mir erzählt, dass die meisten damals viel Sesamstraße geschaut und Deutsch gelernt haben. Er selbst hat viel mit deutschen Firmen zusammengearbeitet und es in der Schule gelernt. Ansonsten habe ich mich auf Englisch unterhalten.

Nach der täglichen Aufgabenbesprechung bestanden meine Tätigkeiten daraus, Meldungskabel neu zu verlegen. Bei einer Arbeitshöhe von 35 Metern und bei 40 °C mal etwas ganz anderes, denn die Kabel mussten über dem Heizkessel ersetzt werden. Die Anlage wird auf die Revision vorbereitet. Sie wird einmal komplett abgeschaltet, auseinandergebaut und geprüft. Der alte Kessel muss durch einen neuen ersetzt werden, daher wird ein Loch in das Dach geschnitten.

Außerdem habe ich am Motor eines Kranes ein Teil gewechselt. Der Kran ist dafür zuständig, den Müll in die Verbrennungsanlage zu befördern. Das funktioniert ähnlich wie bei Spielautomaten mit einem Greifarm.

Dieses Praktikum hat mir ermöglicht Arbeitsweisen, Arbeitstechniken und Arbeitsmaterialien in Dänemark kennenzulernen und anzuwenden. Zusammenhängende fachspezifische Themen in englischer Sprache zu kommunizieren und Arbeitsaufgaben mit Kolleg*innen umzusetzen.

Besonders schön war es, sich in ein bestehendes Team einer anderen Kultur zu integrieren und aktiv einzubringen.